Am 26. Juni 2013 veröffentlicht das ENSI seinen Tätigkeitsbericht im Internet. Eine einzige Selbstkritik äussert das ENSI; «Verbesserungsbedarf besteht insbesondere bei der Bearbeitung von Vorkommnissen.»
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Da war zum Beispiel das Vorkommniss im AKW Gösgen vom 30. Juni 2012. Kaum zu glauben ~7 Monate dauerte die Bearbeitung des Vorkommniss! Für die Betriebs-Freigabe mit der Standardmeldung «alles i.O. Reaktor wurde wieder hochgefahren und niemand wurde Verstrahlt» brauchte das ENSI bloss einen Tag. Dies obwohl das Vorkommniss erst Monate später analysiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt ist die Meldung natürlich schon so veraltet dass dem Ereignis im über 25 Jährigen Reaktor seitens der Medien keine Mitteilung mehr folgt. Das ist wohl auch die Absicht des ENSI, abweisen und zusammen mit dem Betreiber abwarten, Aussitzen!
Schon kurz nach dem Fukushima Gau begann das ENSI seine Kommunikation zu ändern. Gegen aussen viel Bla Bla und immer weniger Handfeste Information. So gab es bis zum März 2011 eine Liste der Projekte und eine der Geschäfte des ENSI. In diesen Listen wurde aufgezählt wie viele Renovations-, Umbauprojekte und Pendenzen aus Sicherheitsberichten es gab. So war einigermassen nachvollziehbar wann offene Probleme abgeschlossen wurden und neue hinzukamen oder welche Pendenzen der Sicherheitsberichte noch aktuell sind. Und zu guter letzt wurde bis heute keine Stellungnahme des ENSI zum Sicherheitsbericht 2010 des AKW Mühleberg veröffentlicht. Geschweige denn der BKW-Bericht Sicherheitsbericht offen gelegt.
In folge der Mail-Verkehr mit dem ENSI zum Vorkommniss in Gösgen
E-Mail an ENSI 3.7.2012:
Ich beziehe mich auf folgende Meldung http://www.ensi.ch/de/2012/06/30/reaktorschnellabschaltung-im-kernkraftwerk-goesgen/
Die Meldung „Ein Defekt in einer Diode im Kernkraftwerk Gösgen führte am Abend des 30. Juni dazu, dass der Reaktor zur Sicherheit automatisch schnell abgeschaltet wurde“ ist doch eher Spärlich. Ein AKW beherbergt in seinen elektronischen Schaltkreisen wahrscheinlich einige Millionen Dioden. Können sie detailliertere Auskunft über das Defekte Teil und betroffene Anlagen geben?
In welchem Bauteil befand sich die Diode?
Welcher Aufgabe hat das Bauteil?
Welche Redundanzen hat das Bauteil?
In welchem Schaltkreis befindet sich das Bauteil?
Welche Schutzfunktion hat das Bauteil?
In welchem Anlageteil befindet sich das Bauteil?
Antwort E.Mail des ENSI vom 4.7.2012:
Unsere Medienmitteilungen und Artikel dienen in einem solchen Fall einer raschen, sachlichen und verständlichen Erstinformation aus Sicht der Aufsichtsbehörde. Die Information über das Ereignis und den technischen Aspekt erfolgt durch den Betreiber. Wir haben in unserer Medienmitteilung vom Samstagabend 30. Juni zur Reaktorschnellabschaltung im KKW Gösgen unter anderem auch auf die Vorkommnisbearbeitung seitens ENSI hingewiesen und geschrieben: „Das ENSI hat das Ereignis auf der Ereignisskala INES vorläufig der Stufe 0 (Ereignis ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung) zugeordnet. Es wird das Ereignis im Rahmen der ordentlichen Vorkommnisbearbeitung im Detail analysieren.“ Das Melden von Vorkommnissen durch den Betreiber an die Aufsichtsbehörde ist in der ENSI-Richtlinie B-03 (http://static.ensi.ch/1330602059/ensi_b03_rev3.pdf ) geregelt. Innerhalb eines Monats nach dem Vorkommnis muss der Werksbetreiber dem ENSI jeweils einen Vorkommnisbericht einreichen. Das ENSI prüft anschliessend diesen Bericht, was rund einen weiteren Monat beansprucht. Im angesprochenen Vorkommnis von Gösgen wird das ENSI nach der detaillierten Auswertung seinen Vorkommnisbericht inklusive definitiver INES-Einstufung auf seiner Website (siehe: http://www.ensi.ch/de/category/vorkommnisse/ ) publizieren. Ihre technischen Detailfragen betreffen das Werk und nicht uns als Aufsichtsbehörde. Deshalb bitten wir Sie, sich mit diesen Fragen direkt an den Betreiber des KKW Gösgen zu wenden.
E-Mail ans ENSI vom 23.11.2012
Vielleicht erinnern sie sich an untenstehenden E-Mail Verkehr. Sie Antworteten mir wie folgt: Im angesprochenen Vorkommnis von Gösgen wird das ENSI nach der detaillierten Auswertung seinen Vorkommnisbericht inklusive definitiver INES-Einstufung auf seiner Website (siehe: http://www.ensi.ch/de/category/vorkommnisse/ ) publizieren. Die 2 Monate Bearbeitungszeit sind längst abgelaufen und trotzdem gibt es auf der ENSI Homepage keinen Vorkommnisbericht. http://www.ensi.ch/de/2012/06/30/reaktorschnellabschaltung-im-kernkraftwerk-goesgen/ http://www.ensi.ch/de/category/vorkommnisse/ Können Sie mir den Bericht, welcher jetzt vorliegen müsste zustellen oder diesen wie Versprochen publizieren?
Antwort ENSI vom 27.11.2012:
Die Bearbeitung des genannten Vorkommnisses ist derzeit noch im Gang. Der Vorkommnisbericht liegt also noch nicht vor.
Antwort des ENSI am 25.1.2012:
Wir haben heute den Vorkommnisbericht zur Reaktorschnellabschaltung vom 30. Juni 2012 im Kernkraftwerk Gösgen (KKG) auf unserer Website unter http://www.ensi.ch/de/2013/01/25/kkg-reaktorschnellabschaltung-vom-30-juni-2012-wegen-fehlauslosung-von-reaktorschutzsignalen/ aufgeschaltet.
Kaum zu glauben ~7 Monate dauerte die Bearbeitung des Vorkommniss! Zu diesem Zeitpunkt ist es natürlich schon so veraltet dass dem Ereignis im über 25Jährigen Reaktor kein/e Journalist/in mehr nachfragt. Das ist wohl auch die Absicht des ENSI. Aussitzen!